Montag, 26. Mai 2014
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Tourismuskonzept 2020 für Bremerhaven zügig bearbeitet - Fortschreibung erforderlich
Im Sommer 2011 beschloss der Bremerhavener Magistrat ein Tourismuskonzept, in dem die maßgeblichen Vorhaben bis zum Jahr 2020 festgelegt wurden. Doch schon nach 30 Monaten ist das Konzept in weiten Teilen überholt, da mehr als ein Dutzend der damals noch in Planung befindlichen touristischen Baumaßnahmen fertiggestellt ist. Diese Tatsache war für Oberbürgermeister Melf Grantz Anlass, das Konzept überarbeiten zu lassen. Die Erlebnis Bremerhaven GmbH hat nun das Update vorgelegt und damit die Richtung angezeigt, in die sich der Tourismus in der Seestadt weiter entwickeln soll.
Das Konzept listet die Einrichtungen auf, die seit 2011 fertig gestellt oder saniert wurden. Dazu gehören der Willy-Brandt-Platz, das Nordsee-Aquarium, die Weserpromenade mit dem Strandbad, die Hotels im-jaich und Best Western, die Erweiterung des Auswandererhauses, der Reisebusparkplatz, der Spielplatz Kastanienplateau, das Wencke-Dock mit der Seebeck-Villa, die Eisarena mit dem Wilhelm-Kaisen-Platz und natürlich die hochwertige Bebauung um den Neuen Hafen. Die noch nicht abgeschlossenen Arbeiten konzentrieren sich im Schaufenster Fischereihafen. „Diese eindrucksvolle Bilanz zeigt, mit welchem Nachdruck sich die rot-grüne Koalition für den Ausbau und die Weiterentwicklung des Tourismusstandortes Bremerhaven einsetzt“, betonte Oberbürgermeister Melf Grantz.
„Dennoch bleibt einiges zu tun. Die Wettbewerber schlafen nicht“, erläuterte Raymond Kiesbye, Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven GmbH. „Vor allem die Erlebnis-Einrichtungen müssen in ihre Ausstellungen investieren, damit die Besucherzahlen stabil bleiben.“ Als zentrale Investition der Stadt sieht Kiesbye das geplante Welcome-Center unterhalb des Sail City Hotels. Mit dieser Einrichtung soll vor allem die Wiederholer-Quote unter den Besuchern erhöht werden. Damit einher geht die Entwicklung einer Tourist-Card und eine stärkere Bewerbung der Urlauber in der Region. „Wir erreichen mit unserer Werbung nur 25 Prozent der Nordsee-Touristen. Das ist eindeutig zu wenig“, so Raymond Kiesbye.
Als besonderes Marketing-Qualitätsmerkmal sieht Kiesbye die einmalige Ansammlung von hochkarätigen Sehenswürdigkeiten in der Stadt. „Fünf Einrichtungen oder Areale, die alle für jeweils über 200.000 Besucher ausgelegt sind. Das gibt es in Norddeutschland kein zweites Mal.“ In einer engen Marketing-Kooperation und einer gemeinsamen Finanzierung sieht er einen erfolgversprechenden Weg, diese Aufgabe zu meistern.
In 2016 wird Bremerhaven die Grenze von 2500 Gästebetten deutlich überschritten haben. Im Jahr 2007 waren es noch 1300. Daher müssten auch im Übernachtungstourismus neue Gästegruppen angesprochen werden. Dies solle durch eine verbesserte Vermarktung im Tagungs- und Kongressgeschäft erfolgen, worin nicht nur die Stadthalle, sondern auch der neue Saal im Fischbahnhof einbezogen werden müssten, so Kiesbye.
Die vielen größeren und kleineren maritim geprägten Veranstaltungen sollen ebenfalls Anlässe für Urlauber werden, in der Stadt zu übernachten. Daher ist vorgesehen, den Termin der ab 2016 neu konzipierten Festwoche in die Vorsaison zu verlegen. „Damit sollen die Gäste auch Zimmer in der Stadt bekommen. Im Juli sind wir meist schon gut gebucht“, erläutert der Tourismus-Chef Von einem Fortbestand der Sail über das Jahr 2015 hinaus geht der Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven aus, obwohl zur Finanzierung noch nichts gesagt werden kann.
Besonders wichtig ist es aus Sicht von Oberbürgermeister Melf Grantz als Aufsichtsratsvorsitzendem der Erlebnis GmbH, die Seestadt Bremerhaven insgesamt zu vermarkten: „Bremerhaven ist wesentlich mehr als die Havenwelten und das Schaufenster Fischereihafen. Die Stadtteile, die Sportereignisse, die Fußgängerzonen und die Wirtschaft gehören ebenfalls zu unseren Pfunden, die touristisch vermarktet werden sollen.“
Dazu passt, dass die Erlebnis Bremerhaven GmbH die Familien stärker in den Mittelpunkt rücken will. „Die Angebote in den verschiedenen Einrichtungen sind auch auf Familien mit Kindern ausgerichtet. Das kommunizieren wir noch zu wenig“, so Raymond Kiesbye. Nur 15 Prozent der Gäste in der Stadt sind Familien. Dabei wäre die Nordsee-Region doch ein Familien-Urlaubsziel ersten Ranges. Und noch etwas hat der Tourismus-Chef im Fokus: Bremerhaven bearbeitet das Thema Fisch zu wenig. So wird die Stadt als „Heimat der Fischstäbchen“ bislang noch gar nicht thematisiert.
Eine erstaunliche Erkenntnis zieht die Erlebnis Bremerhaven GmbH aus der Analyse der Übernachtungszahlen der letzten Jahre. Danach wird die Stadt nur bedingt als Ziel im Städtetourismus wahrgenommen. Zu sehr steht bei den Tagesausflüglern die „gefühlte“ Wetterabhängigkeit Bremerhavens im Vordergrund, was mit der Nordseenähe zusammenhängen mag. Die 900 Meter lange überdachte Fußgängerzone, die beiden Shoppingcenter und die Glasdrehbrücke, die zur Havenplaza führt, scheinen noch nicht im Bewusstsein der Menschen angekommen zu sein. „Hier werden wir nachzubessern“, so Kiesbye.
Bei der Zielgruppe der Radtouristen hat sich gezeigt, dass der Weserradweg zwar einer der wichtigsten Radfernwege in Deutschland ist - die Urlauber aber oft an Bremerhaven vorbeiradeln. Die Wertschöpfung ist gering. Das neue Konzept der Erlebnis Bremerhaven GmbH lautet daher „Radurlaub in der Stadt“. Dazu sollen Sterntouren in die Umgebung angeboten und die Veranstaltungen fahrradfreundlicher werden.
Ein weiterer Schwerpunkt besteht im Ausbau des Kreuzfahrttourismus. Bremerhaven hat bislang keinen Anteil am Boom der Branche gehabt. Der Wettbewerber Hamburg erwies sich als übermächtig. Die Zahl der Passagiere hält sich in Bremerhaven in den vergangenen Jahren konstant bei 70.000, in Hamburg sind es fast zehnmal so viele. Neben der Verschönerung des Umfelds des Columbus-Bahnhofs, hat sich die gemeinsame Akquisition von Reedereien und Reiseveranstaltern durch Vertreter des Terminals und der Destination Bremerhaven als erfolgreich erwiesen und soll ausgebaut werden.
Auch die Synergieeffekte zwischen der Stadthalle und der Erlebnis Bremerhaven GmbH spielen im Tourismuskonzept eine Rolle. Beide Gesellschaften sollen stärker zusammengehen und sich ergänzen. So ist beispielsweise eine gemeinsame Halle für Veranstaltungs-Ausrüstung im Gespräch.
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